Heute ist mir erstmals etwas aufgefallen – aber dazu muss ich etwas ausholen.
Ich verstehe den Wunsch mancher Frauen bei allgemeinen Bezeichnungen explizit auch erwähnt werden zu wollen. In welcher Form auch immer. Die Bezeichnungen liegen ja meist in männlicher Form vor. Eine wirklich elegante Lösung gibt es ja dafür nicht. Auch die Binnen-„I“-Lösung ist nicht der Renner, weil was einfach geschrieben ist, kann nur schwer entsprechend gelesen oder ausgesprochen werden.
Generell die weibliche Form zu verwenden und somit umgekehrt zur bisherigen Verwendung der Begriffe Männer auch zu meinen, funktioniert zumindest bei mir nicht. Höre ich die weibliche Form denke ich nur an Frauen.
Die Diskussion um die richtige, alle einbeziehende Bezeichnung ist möglicherweise wichtig – aber heute ist mir so richtig aufgefallen, dass sie keine Integration bewirkt, sondern das Gegenteil.
Bei den allgemeinen (männlichen) Bezeichnungen hatte ich bisher keine konkreten Vorstellungen. Das mag jetzt für manche naiv klingen, aber der oft vorgebrachte Einwand, dass eben nur Männer gemeint seien, traf zumindest für mich nicht zu.
Und genau das ist mir heute erstmals passiert – durch das ständige darauf hingewiesen werden (ob berechtigt oder nicht) dürfte sich meine Wahrnehmung verschoben haben. Bei der Erwähnung eines allgmeinen Begriffes in seiner männlichen Form, entstand des erste Mal bewusst das Bild, dass nur Männer gemeint seien!
Ich finde das schade, weil das Trennende betont wird. Ich halte nach wie vor nichts von der Mars-Männern und Venus-Frauen Kategorisierung. Wenn eben nicht erhoben wird was Mann und Frau gemeinsam haben, sondern nur das was sie trennt und dann noch sehr simplifizierend kategorisiert wird, kann ich mit meinem Weltbild nur mehr abseits stehen. Gerade vor ein paar Tagen wurde auf Ö1 eine Forscherin vorgestellt, die „eindeutige“ biologische Belege für unterschiedliche Hirnaktivitäten bei Mann und Frau festgestellt hat. Spontan fiel mir dazu nur ein wie sie denn Ursache und Wirkung auseinander gehalten hat, bzw. wie sie, wenn das biologisch so festgelegt ist, Abweichungen erklärt? Das wurde leider im Interview nicht angesprochen.
Aber es wird wohl das wahrgenommen worauf der Fokus gelegt wird und Unterschiede verkaufen sich zur Zeit einfach besser.
In einem größeren Kontext gesehen habe ich das ungute Gefühl, dass auch generell, also zum Beispiel gesamtgesellschaftlich nicht mehr aufeinander zugegangen, das Gemeinsame, der Konses gesucht, die Kompromissbereitschaft gefördert wird, sondern die Eigen- oder Partialinteressen betont werden. Damit kommt es zu einer Polarisierung die Konflikte nicht beilegt sondern sie schürt.
Ob das gut ist?